Love it, change it, leave it

Durchschnittlich 90.000 Stunden unseres Lebens verbringen wir mit Arbeiten – das entspricht etwa einem Viertel unserer Lebenszeit.1 Entsprechend wichtig sollte es uns sein, diese mit Jobs zu füllen, die uns glücklich machen. Doch das tun die wenigsten: Zwei Drittel aller deutschen Arbeitnehmer leisten lediglich „Dienst nach Vorschrift“ und jeder Sechste hat „innerlich gekündigt“.2 Latent unzufrieden sind wir oft nicht nur im Job oder Studium, sondern auch mit unseren Partnerschaften und Freundschaften, Vereinsmitgliedschaften oder der eigenen Wohnsituation. Wir bleiben Umfeldern treu, die uns nicht gut tun und bringen nicht die Kraft auf, diese in unserem Sinne zu gestalten oder zu verlassen. Warum ist das so?

Einerseits sind wir Gewohnheitstiere: Bekannte Umfelder vermitteln uns Vertrautheit, Sicherheit, Planbarkeit. Eigenschaften, die sich wie unsichtbare Ketten um uns legen. Diese Ketten zu sprengen erfordert Selbstvertrauen, Mut und ein optimistisches Zukunftsdenken. Andererseits fehlt uns oft auch eine alternative Idee, wie denn unser neues Umfeld, das uns glücklich machen soll, überhaupt aussehen sollte. Anstatt das Smartphone auch unter den Wolken mal in den Flugmodus zu schalten und uns Pausen zur Selbstreflektion einzurichten, bleiben wir passiv und hoffen, dass sich unser Schicksal schon zum Besseren wenden wird. Das tut es aber in den seltensten Fällen von alleine. Es ist Zeit für Action: Liebe ich das was ich tue überhaupt? Und wenn nein: Wie kann ich es ändern? Oder ist es gar Zeit, Neues zu wagen? Schließlich ist das „Streben nach Glück“ nicht nur ein Grundrecht der amerikanischen Verfassung – wir alle verdienen ein erfülltes Leben. Die folgenden Abschnitte „Love it“, „Change it“ und „Leave it“ helfen dir, von diesem Recht konsequent Gebrauch zu machen.

LOVE IT

Zunächst gilt es herauszufinden, wie glücklich wir mit dem sind, was wir tun. Meist gibt uns hierauf bereits unser Bauchgefühl die Antwort. Wenn unser Umfeld weitestgehend positive und keine dauerhaft negativen Emotionen in uns auslöst, sind wir an Ort und Stelle goldrichtig aufgehoben. Beim Blick auf Negativerlebnisse ist das Wort „dauerhaft“ entscheidend: In jedem Job, in jeder Beziehung und in jedem Hobby gibt es „Ups and Downs“: Eine langweilige Aufgabe, einen Streit, einen schlechten Tag. Natürlich sollten wir nie frühzeitig das Handtuch werfen – Geduld ist grundsätzlich eine gute Tugend. Wenn wir jedoch regelmäßig Bauchschmerzen wegen immer gleichen Themen verspüren, sollten wir diese nicht unterdrücken. Betrachte Unzufriedenheit nicht als deinen Feind, sondern als deinen Freund, der dir zuflüstert, dass etwas nicht stimmt. Es ist schon ausreichend, wenn du dich ständig dabei ertappst, den Feierabend, das Wochenende oder den nächsten Urlaub herbei zu sehen, um deine Akkus aufzuladen. Das wäre schließlich nicht nötig, wenn deine Hauptbeschäftigung mehr Energie in dir freisetzen als rauben würde. Gary Vaynerchuk formuliert es besonders konsequent: Wenn du nur zu 1% unzufrieden mit dem bist, was du tust, musst du dein Leben umkrempeln.3

Wenn du eher der rationale als der emotionale Typ bist, kannst du die Bewertung deiner Lage auch systematisch angehen. Mache dir eine Liste der Dinge, die dir in Bezug auf deinen Job, deine Beziehung oder andere Lebensbereiche wichtig sind und bewerte deine Zufriedenheit auf jeder Dimension. Wenn du die „Glücksskala“ fast nie ausschöpfst, solltest du handeln. Das Meinungsforschungsinstitut Gallup zeigt dir exemplarisch für deine Arbeit, wie diese Liste aussehen kann.4

Wie finde ich etwas, das ich liebe?

Solltest du eine Unzufriedenheit für dich erkannt haben, entwerfe im nächsten Schritt dein absolutes Glückszenario. Für den Job etwa würdest du dir die Frage stellen: Was wäre eine Aufgabe, die mich wirklich erfüllt? Gerade auf der Suche nach der Bestimmung im Leben scheitern viele Menschen. Ein wichtiger Hindernisgrund: Meistens verbringt man seine Zeit mit denselben Beschäftigungen, umgibt sich mit denselben Menschen und begibt sich an dieselben Orte. Erst der „Blick über den Tellerrand“ lässt dich jedoch das volle Ausmaß deiner Happiness-Skala erkennen. Wie im Artikel Stay Hungry beschrieben, müssen wir uns neugierig immer neuen Erfahrungen aussetzen und austesten, was uns gut tut. Eine erfüllende Lebensaufgabe zu finden ist ein Lernprozess. So vergleicht der Autor David Deida das Finden seiner Bestimmung mit einer Zwiebel, dessen Schichten man Stück für Stück schälen muss, um zum Kern zu gelangen. Und auch der Life Coach und Blogger Leo Gura gibt zu bedenken: Es ist nicht schlimm, wenn du deine Bestimmung noch nicht gefunden hast – mache bis dahin einfach die Suche nach deiner Bestimmung zu deiner aktuellen Bestimmung.5 Hierzu gilt es, im Großen wie im Kleinen, bewusst Reize zu setzen: Sei es das Pilgern durch fremde Kulturen oder auch ein vermeintlich banales Gespräch mit einem Mitreisenden in der Bahn. Wie entscheidend neue Impulse sind, um unsere Denkstrukturen aufzubrechen zeigt das Beispiel des heute weltberühmten Bloggers und Motivationsredners Jay Shetty: Er war nach Abschluss der Business School drauf und dran, eine große unternehmerische Karriere zu starten – doch durch eine unerwartete Begegnung mit einem Buddhisten entschied er sich, alle Jobangebote auszuschlagen und selbst für 3 Jahre als Mönch zu leben.6 Die Kombination aus seiner Business-Ausbildung und den tiefen spirituellen Erfahrungen des bescheidenen Lebens machen ihn heute wiederum zu einer inspirierenden Leitfigur für große Unternehmen und Millionen Follower. Stichwort „Follower“: Physische Begegnungen sind zwar besonders wertvoll, wir sind aber im digitalen Zeitalter keinesfalls auf diese beschränkt: Auf der Suche nach Inspiration können wir im Web die unterschiedlichsten Persönlichkeiten „kennen lernen“ und sie zu unseren Lehrmeistern machen – vom Mönch bis zum Millionär, vom Astronomen bis zum Zauberer, vom Digitalen Nomaden bis zum Investment-Banker. Lebensphilosophien und –visionen warten nach jedem Klick.

Neben der Inspiration von außen, sollten wir uns immer wieder Zeit für gezielte Fragen an uns selbst nehmen. Im „Life Purpose Questionnaire“ von THE HAPPINIST sind fiktive Gedankenspiele und Persönlichkeitsfragen formuliert, die dich deinen wahren Passionen und deiner Bestimmung im Leben näher bringen:

    • Dein Vermächtnis: Was würdest du deine Freunde und Verwandten an deiner Beerdigung gerne über dich sagen hören? Was möchtest du der Welt hinterlassen? Diese Vision deines zukünftigen Ichs kann zu deinem Leitbild im Leben werden.
    • Dein „Millionaire Lifestyle“: Was würdest du mit deiner Zeit anfangen, wenn du alles Geld der Welt hättest? Verabschiede dich für einen Moment von finanziellen Zwängen – denn Geld sollte dich nie von dem abhalten, was du eigentlich tun möchtest. Wie im Artikel „Wake Your Mind“ geschildert, führt nicht Geld zu Glück, sondern umgekehrt.
    • Dein Weltverbesserungsprojekt: Welche globalen oder lokalen gesellschaftlichen Herausforderungen berühren dich am meisten, z. B. soziale Ungerechtigkeit, Umweltschädigung, Konflikte, Krankheiten etc.? Finde eine Aufgabe, in der du dieses Problem direkt oder indirekt, im kleinen oder großen Stil verbessern kannst.
    • Deine heiligen Prinzipien: Welche Werte sind dir persönlich wichtig? Beantworte dies, ohne die gesellschaftliche Meinung zu beachten oder die Ansichten deiner Familie & Freunde. Werte können etwa Anerkennung, Freiheit oder Wachstum sein – im Netz findest du ausführliche Listen, aus denen du wählen kannst.7 Definiere und priorisiere sie für jeden deiner Lebensbereiche und überlege dir anschließend: Wie muss eine Lebensaufgabe gestaltet sein, die in Einklang mit meinen Werten steht?
    • Deine Errungenschaften: Welche Leistungen in deinem Leben machen dich besonders stolz? Ist es vielleicht eine erlernte Fertigkeit, eine Auszeichnung für eine Arbeit, ein Engagement oder eine positive Veränderung im Leben eines anderen Menschen, die du bewirkt hast? Egal was es ist – der jeweilige Bereich scheint dir besonders wichtig zu sein und du solltest überlegen ihn auszubauen.
    • Deine Schokoladenseite: Worin bist du gut? Diese Frage wird greifbarer, wenn du sie aufschlüsselst: Was sind deine Talente, die sonst niemand hat? Was waren oder sind deine Stärken in Schule, Studium und Job? In welchem Bereich weißt du mehr als die meisten deiner Freunde? Wo fragen dich andere um Rat?
    • Deine guten Taten: Wie konntest du jemandem in der Vergangenheit helfen? Dies ist besonders wichtig, denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Gerade Aufgaben, in denen du anderen Menschen hilfst, haben ein riesiges Potential, auch dich selbst zu erfüllen. Mehr dazu erfährst du im kommenden Artikel „Share Your Shine“.

Nimm dir einen Moment Zeit für die Beantwortung dieser Fragen und überprüfe in der Zukunft regelmäßig, ob du noch hinter deinen Antworten stehst. Denn dein Leben verändert sich und deine Werte, Stärken und Visionen verändern sich mit.

CHANGE IT

Hast du erkannt, was du möchtest, stellt sich die Frage: Kannst du deine Situation so ändern, dass du deinen Zielzustand erreichst? Könntest du andere Aufgaben übernehmen statt deinen Job zu schmeißen? Ein klärendes Gespräch führen statt deine Beziehung aufzugeben? Andere Übungen und Methoden zu nutzen statt das Fitnesstraining einzustellen? Identifiziere kleine „Change-Trigger“ mit großen Wirkung. Wichtig ist, Verantwortung für Veränderung zu übernehmen und aktiv zu werden. Aber natürlich hat auch dein Einsatz seine Grenzen und nicht jede Veränderungsmaßnahme ist von Erfolg gekrönt. Am besten du betrachtest „Change“ als ein Projekt, an dessen Ende ein terminiertes Ziel steht. Sage dir etwa: „Ich probiere jetzt für 3 Monate eine bestimmte Sache, doch wenn sich bis dahin nichts gravierend ändert, ziehe ich die Reißleine.“ Um Veränderungen überhaupt anzustoßen fehlt uns jedoch oft der Mut. Schuld daran sind meist die selbst limitierenden Glaubenssätze unseres Unterbewusstseins: „Ich bin ein Pechvogel und daran wird sich nie etwas ändern“ oder das klassische „Ich bin noch nicht so weit“. In uns schlummern tiefe Ängste vor Ablehnung, Verlust oder Versagen. Der Trick ist, diese Glaubenssätze zu erkennen, sich davon frei zu machen und sie ins Positive zu verändern. Wenn sie tief verankert sind, können dir Techniken des neurolinguistischen Programmierens (NLP) helfen: z. B. das mentale Ersetzen negativer durch positive Bilder („Swish Pattern“-Technik) oder starkes positives Visualisieren deiner Person in der Zukunft („Future Pace“-Technik).8 Negative Glaubenssätze stammen oft von gesellschaftlichen Konventionen, etwa im Beispiel eines Jobwechsels: „Wenn du einen Job zu früh kündigst, bist du ein Versager, hast keine Standhaftigkeit und wirst von Personalen kritisch beäugt.“ Oder: „Wenn du in einen geringer bezahlten Job wechselst, ist das ein Abstieg und kostet dich deinen Ruf.“ Doch du weißt es hoffentlich besser: Am Ende zählt nur, was dich glücklich macht. Ermutigende Hacks, um ein Selbstverwirklichungs-Mindset aufzubauen, findest du im Artikel Wake Your Mind.

LEAVE IT

Wenn es keine Möglichkeit zur Veränderung einer nicht zufriedenstellenden Situation gibt oder dein Ultimatum des eigenen Bemühens abgelaufen ist, können radikalere Schritte nötig sein. Für den „Exit“ aus dem Job, der Beziehung, einer Freundschaft oder sonstigen Lebenssituation greift der beliebte Spruch: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ So ist die Variante „schnell und schmerzlos“ am vielversprechendsten. Es macht Sinn, diesen Schritt mit einem engen Vertrauten oder einem Coach zu planen und sich dieser Person gegenüber zur Umsetzung zu verpflichten – das gibt dir die nötige Kraft und Zuversicht. Vermeide jedoch, vorab der ganzen Welt von deinen Plänen zu erzählen – sonst werden viele Menschen aus deinem Umfeld dich davon abzubringen versuchen. Große Entscheidungen sind deine eigenen und erfordern Courage, doch je schwerer der Weg, desto dankbarer und stolzer wirst du hinterher sein. Wie Tom Hanks schon sagte: “If it was easy, everybody would do it.” Alle Hacks, wie du radikale Vorhaben in deinem Leben umsetzt, aber auch deine neuen erfüllenden Projekte standhaft und erfolgreich aufbaust, erfährst du im kommenden Artikel „Make it Happen“.

Wenn dir nach dieser Achterbahn der Selbstreflexion etwas unwohl zumute ist – keine Sorge. Du musst nicht gleich wie Peter Fox dein „Studio verbrennen“, deinen „Goldfisch erschlagen“ und deine „Bude hochjagen“. Aber wenn dir dein Teich zu klein ist oder du deine alten Sachen satt hast, hat er vielleicht doch ein bisschen Recht: „Wenn’s dir nicht gefällt – mach neu!“

Dieser Post gehört einer 10-teiligen Reihe an, in der wir unsere Lebenseinstellung und Erfahrungen mit dir teilen möchten. „Love it, Change it, Leave it“ ist das sechste von 10 Grundprinzipien, welche wir im HAPPINIST MANIFEST zusammengefasst haben. Wenn du hierüber mehr erfahren möchtest, folge uns gerne auf Facebook, InstagramYoutube und natürlich diesem Blog. Alle Inhalte stellen unsere eigene Meinung dar und wir freuen uns über jegliche Anregungen und den Austausch mit dir – let‘s get in touch!

 

ZUR WEITEREN INSPIRATION

Buch Empfehlung

Ayodeji Awosika: “The Destiny Formula: Find Your Purpose. Overcome Your Fear of Failure. Use Your Natural Talents and Strengths to Build a Successful Life”, CreateSpace Independent Publishing Platform, 14€. Amazon Link: https://www.amazon.de/Destiny-Formula-Purpose-Strengths-Successful/dp/1522827846/

Artikel und Videos

1 Dave Tomlinson: “How Many Hours Will You Work In Your Lifetime?” Link zum Artikel: “https://www.fxlifestyle.com/how-many-hours-will-you-work-in-your-lifetime-fxlifestyle-2/

2 Spiegel Online: „Jeder sechste Arbetnehmer hat keinen Bock“, Link zum Artikel: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/gallup-studie-17-prozent-der-arbeitnehmer-haben-innerlich-gekuendigt-a-961667.html

3 Gary Vaynerchuk: “1% Unhappy Made Me Change My Entire Life”, Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=suSzzXEgCh0

4 Gallup Fragebogen (reduzierte Version): “Work Satisfaction Worksheet”, Link to PDF: https://www.smartaboutmoney.org/Portals/0/Worksheets/NEFE-smart-about-money-activity-Work-Satisfaction-Worksheet.pdf?ver=2016-07-11-102258-547

5 Leo Gura per Actualized.org: “Critical Points for finding your life purpose”, Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=M-6FxH_p5_k

6 Jay Shetty: „How to Find Your Purpose”, Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=GXoErccq0vw

7 Marco Elling: „Übung: Welche sind Ihre wichtigsten Werte?“, Link zum Artikel: http://blog.ziele-sicher-erreichen.de/2012/10/uebung-eigene-werte-wertvorstellungen-finden-und-entwickeln.html

8 Kikidan NLP Training: „Positive und negative Glaubenssätze erkennen und ändern“, Link zum Artikel: https://www.kikidan.com/news/glaubenssaetze-positive-und-negative.html

 

 


2 Gedanken zu “Love it, change it, leave it

  1. Super tolle Blog Serie. Ich ahne auch vor circa 2 Jahren angefangen alles in meine Leben zu verändern. Ich habe mich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig selbst reflektiert. Mittlerweile könnte ich Plätzen vor Glücklichleit und die Kraft meiner Gedanken schafft mir eine wundervolle Zukunft. Keiner ist in dem uns anerzogenen System gezwungen sich anzupassen. Tue das, was dich glücklich macht und du wirst ein erfülltes, langes und glückliches Leben führen ❤️
    Namsté
    KandyKate

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    1. Hi Kate, freut uns total, dass du dich im Blog wiederfindest. Genau so sieht’s aus, irgendwann im Leben kommt der Punkt wo man den Mut fasst, den Status Quo zu hinterfragen und zu schauen, was hinter dem Tellerrand liegt! Meistens eine ganze Menge 🙂 Übrigens auch ein schöner Blog den du da hast! Scheinst ja mit Fashion genau dein Ding gefunden zu haben! Keep in touch 🙂

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